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Somalia: Massaker der Friedenstruppe
Nach Berichten von Augenzeugen und somalischen Offiziellen hat die afrikanische Friedenstruppe AMISOM am Montag ein Blutbad in Mogadischu verursacht. Ugandische Soldaten sollen nach der Explosion einer Straßenmine, die eines ihrer Fahrzeuge beschädigte, wild um sich geschossen haben. Dabei sollen sie mindestens 20 Menschen, nach anderen Aussagen über 30, getötet haben. Hauptsächlich handelte es sich um Fahrgäste mehrerer Minibusse.
Ein Sprecher von AMISOM bestritt die Berichte kategorisch. Lediglich durch die Explosion der Mine seien drei Zivilisten getötet und ein Soldat verletzt worden. „Keiner unserer Soldaten hat das Feuer eröffnet.“ Das Massaker wird jedoch unter anderem durch einen hohen somalischen Polizeioffizier und vom stellvertretenden Bürgermeister der Hauptstadt, Abdifatah Schaweje, bestätigt. Die Fahrer mehrerer Krankenwagen sagen aus, dass sie insgesamt 25 Tote abtransportierten.
Es wäre der erste Vorfall dieser Art, in den AMISOM verwickelt ist, und würde deren Beziehungen zur somalischen Bevölkerung schwer belasten. In der Vergangenheit hatte es zahlreiche Zwischenfälle dieser Art mit den äthiopischen Interventionstruppen gegeben, die im Januar aus Somalia abgezogen wurden.
AMISOM hat derzeit etwa 3200 Soldaten, die je zur Hälfte aus Uganda und Burundi kommen. Ihr Einsatz ist bisher auf Mogadischu beschränkt und besteht im Schutz des Präsidentenpalastes, des Hafens und des Flughafens. Im Gegensatz zu den äthiopischen Truppen, die im Verlauf ihrer Intervention ganze Bezirke der Hauptstadt mit schwerer Artillerie und Panzern in Trümmern legten, hat AMISOM bisher keine offensiven Operationen durchgeführt. Da die afrikanische Friedenstruppe nach dem Abzug der Äthiopier die Hauptstütze der Regierung ist, gibt es Vorstellungen, in ihren Auftrag auch Offensivoperationen einzubeziehen und ihre Bewaffnung entsprechend zu verstärken.
Knut Mellenthin
Junge Welt, 4.2.2009