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Eins, zwei, drei oder vier?
Verwirrspiel um amerikanischen Flugzeugträger-Aufmarsch gegen Iran
Ein weiterer amerikanischer Flugzeugträger, die "Enterprise", ist auf dem Weg ins Operationsgebiet der Fünften Flotte, zu dem neben Pazifik und Indischem Ozean auch der Persische Golf gehört. Im Indischen Ozean befinden sich jetzt schon zwei Flugzeugträger, die "Nimitz" und die "John C. Stennis". Einige Nachrichtenagenturen und Medien spekulieren deshalb, ob demnächst drei Träger mit ihren Begleitschiffen in der Nähe Irans kreuzen werden. Das wäre ein Alarmsignal erster Ordnung für möglicherweise bevorstehende Militärschläge. Denn traditionell befindet sich in diesem Gebiet immer nur ein amerikanischer Flugzeugträger zur Zeit. Im Februar dieses Jahres wurde die Zahl durch die Ankunft der "Stennis" erstmals seit Beginn des Irakkrieges 2003 auf zwei erhöht. Das wurde damals bereits als politisches Zeichen interpretiert, zumal die Schiffe seither zwei Mal zu Manövern durch die Straße von Hormuz in den Persischen Golf einfuhren.
Grundsätzlich werden die Träger regelmäßig ausgetauscht und befinden sich nicht länger als etwa sechs Monaten im Operationsgebiet. Routinemäßig ist also die Ablösung der "Stennis" im August fällig und die der "Nimitz" ungefähr im Oktober. Als nächster Träger soll die Dwight D. Eisenhower zu einem späteren Zeitpunkt des Jahres zu der im Indischen Ozean stationierten Schiffsansammlung stoßen.
Es kann daher sein, dass sich demnächst nicht etwa drei, sondern vielleicht für rund ein Vierteljahr nur ein oder zwei Flugzeugträger im Operationsgebiet nahe dem Iran befinden. In diesem Sinn berichten beispielsweise die Nachrichtenagenturen AP und Reuters sowie die größten Tageszeitungen der USA. Die Zahl könnte sich aber dadurch ändern, dass entweder die Verlegung der "Stennis" verzögert wird oder die Abfahrt der "Eisenhower" in den Indischen Ozean außerplanmäßig vorgezogen wird.
Die offiziellen Stellungnahmen sind bei der Klärung dieser Frage nicht wirklich hilfreich. Pentagon-Sprecher Bryan Whitman erklärte auf einer Pressekonferenz am Dienstag lediglich, es gebe keine Entscheidung, drei Träger in der Nähe des Persischen Golfs zu stationieren. Das ist unterschiedlich interpretierbar, zumal Verteidigungsministerium und Militär sich zu den künftigen Einsätzplänen der "Stennis" und der "Nimitz" nicht äußern wollen. Auch das ist aber anderseits nicht ganz ungewöhnlich.
Militärexperten halten sogar eine Gesamtzahl von gleichzeitig vier Flugzeugträgern für mögliche Luftangriffe gegen Iran für denkbar. Diese Zahl ergäbe sich, wenn sich zusätzlich zu drei Trägern im Indischen Ozean ein vierter im Roten Meer oder vor der nordostafrikanischen Küste befände. Dort ist in Dschibuti der amerikanische Flottenverband Combined Joint Task Force Horn of Africa stationiert. Er wird regelmäßig von Zeit zu Zeit durch einen Flugzeugträger verstärkt, der auf dem Weg in den Indischen Ozean oder auf dem Rückweg dort ein paar Wochen Station macht.
Die Schiffe der Nimitz-Klasse sind die größten und modernsten amerikanischen Flugzeugträger. Neun davon befinden sich zur Zeit im aktiven Dienst. Jeder von ihnen hat 90 Flugzeuge und Hubschrauber an Bord.
Knut Mellenthin
Junge Welt, 12. Juli 2007