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USA in Somalia: Schießen und spalten
Die USA haben offenbar am Montag zum zweiten Mal Ziele in Somalia aus der Luft angegriffen. Das hatte als erste Zeitung die Washington Post am Dienstag gemeldet. Inzwischen haben hochrangige Regierungsbeamte die Berichte inoffiziell bestätigt. Eine AC-130 der US-Luftwaffe, ein mit Geschützen und Maschinengewehren ausgestattetes Propellerflugzeug, soll im Einsatz gewesen sein. Es gibt bisher keine Angaben zu Zahl und Art der Ziele, zum Ort des Angriffs und zu möglichen Opfern. Ein Pentagon-Sprecher kündigte an, dass die USA auch künftig weltweit "al-Kaida-Terroristen" angreifen wollen.
Die US-Luftwaffe hatte erstmals am 8. Januar mehrere Ziele in Südsomalia angegriffen, aber nach eigenem Eingeständnis ihr Ziel, ein führendes Mitglied der "al-Kaida-Zelle am Horn von Afrika", verfehlt. Angaben über die Zahl der Todesopfer liegen zwischen 20 und über 100. Nach Aussagen von Augenzeugen befanden sich darunter viele Dorfbewohner und Nomaden.
Parallel zur militärischen Einmischung scheint die US-Regierung auch auf politische Bemühungen zu setzen. Michael Ranneberger, der amerikanische Botschafter in der kenianischen Hauptstadt Nairobi, hatte am Dienstag ein Gespräch mit Scharif Ahmed, der sich zuvor angeblich freiwillig den dortigen Behörden gestellt hatte. Ahmed ist ein Führungsmitglied der islamisch-fundamentalistischen UIC (Union der Islamischen Gerichte), die Ende Dezember durch äthiopische Invasionstruppen aus Mogadischu vertrieben wurde. Ahmed gilt als gemäßigter Politiker. Er befindet sich jetzt in Nairobi in Haft. Über das Gespräch gibt es bisher kaum Informationen. Die Sprecherin der US-Botschaft teilte lediglich mit, Ranneberger habe den UIC-Politiker aufgefordert, seine Anhänger zum Verzicht auf Gewalt aufzurufen und die Bildung einer breiten Regierung zu unterstützen.
Die Spaltung der UIC war schon vor der äthiopischen Militärintervention ein erklärtes Ziel der US-Regierung.
Knut Mellenthin
Junge Welt, 26. Januar 2001