KNUT MELLENTHIN

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Somalia: UIC-Milizen räumen Mogadischu

Die fundamentalistische UIC (Union der Islamischen Gerichte) hat in der Nacht zum Donnerstag die somalische Hauptstadt Mogadischu kampflos geräumt, nachdem äthiopische Truppen bis auf 30 Kilometer an die Stadt herangerückt waren. Angeblich ziehen sich die UIC-Milizen in Richtung der südsomalischen Hafenstadt Kismajo, zurück. Ein Großteil der UIC-Kämpfer, darunter viele erst in den letzten Wochen rekrutierte Jugendliche, hat einfach nur die Uniformen abgelegt oder sich wieder den alten Klanführern untergeordnet. Im Laufe des Donnerstags wird der Einzug der "Übergangsregierung", die bisher in der Provinzstadt Baidoa residierte und ohne Einfluss in Somalia war, in Mogadischu erwartet.

Zuvor hatte sich die US-Regierung offen hinter die äthiopische Militärintervention in Somalia gestellt. Ein Sprecher des Außenministeriums sagte am Dienstagabend: "Äthiopien hat ernsthafte Sicherheitsbedenken angesichts der Entwicklung in Somalia und hat auf Bitten der internationale anerkannten Übergangsregierung Unterstützung geleistet." - Gleichzeitig betonte er, alle Seiten sollten die Feindseligkeiten einstellen und an den Verhandlungstisch zurückkehren.

Die USA haben Äthiopien seit dem 11. September 2001 verstärkt zu ihrem wichtigsten Stützpunkt in Nordostafrika ausgebaut und die Streitkräfte des Landes durch Militärhilfe zu einer der stärksten Armeen des Kontinents entwickelt. Nach Angaben der New York Times befinden sich rund 100 amerikanische Militärausbilder in Äthiopien. Das Pentagon dementierte am Mittwoch Berichte, dass einige von ihnen den Äthiopiern bei ihrer Offensive in Somalia beratend zur Seite stehen. Zu Meldungen, dass die US-Luftwaffe von Dschibuti aus die Äthiopier durch Aufklärungsflüge unterstützt, wollten US-Militärs jedoch keinen Kommentar abgeben. In Dschibuti ist seit 2002 eine amerikanisch geführte internationale Task Force stationiert, an der auch die deutsche Bundesmarine beteiligt ist.

Der zu einer Sondersitzung einberufene UNO-Sicherheitsrat vertagte sich am Dienstagabend ohne Ergebnis auf Mittwoch. Ein Antrag des Vertreters von Katar, der die Forderung nach dem Rückzug der äthiopischen Truppen enthielt, scheiterte vor allem am Widerspruch der USA und Großbritanniens. Auch am Mittwoch kam keine Resolution zustande. Zuvor hatten im Laufe des Tages die Afrikanische Union und die Arabische Liga den Abzug aller ausländischen Truppen aus Somalia gefordert.

Knut Mellenthin

Aktualisierte Fassung eines Artikels, der am 28. Dezember 2006 in der Jungen Welt erschien