KNUT MELLENTHIN

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Terrorbomben in Teheran

Nach dem Mord an einem iranischen Atomwissenschaftler fällt der Verdacht auf westliche Geheimdienste

Bei einem Bombenanschlag in Teheran wurde am Montagmorgen ein iranischer Nuklearwissenschaftler getötet. An einer anderen Stelle der Hauptstadt wurde ein weiterer Atomexperte durch ein ähnliches Attentat schwer verletzt. Auch die Frauen der beiden Wissenschaftler erlitten Verletzungen. In beiden Fällen hatten Mopedfahrer magnetische Bomben an den Fahrzeugen der Opfer angebracht und waren anschließend geflüchtet.

Der getötete Madschid Schahridschari war ebenso wie sein verletzter Kollege Fereydun Abbasi, dessen Name auf einer Sanktionsliste des UN-Sicherheitsrats steht, an der Teheraner Schahid-Beheschti-Universität als Dozent tätig. Der Chef der iranischen Atomenergie-Behörde, Ali Akbar Salehi, bezeichnete Schahridschari in einer ersten Stellungnahme als seinen Schüler und hob seinen Beitrag zur Entwicklung des zivilen Atomprogramms hervor. Salehi richtete zugleich eine Warnung an die Mörder und ihre Hintermänner: „Die Geduld des iranischen Volkes hat Grenzen. Falls es die Geduld verliert, was das für unsere Feinde schlimme Folgen haben.“

Präsident Mahmud Ahmadinedschad beschuldigte in einer Pressekonferenz nicht näher bezeichnete westliche Regierungen und Israel, an den Mordanschlägen beteiligt zu sein. Auch er kündigte Vergeltung an. In einer Erklärung des Präsidentenbüros wurde an eine Äußerung des britischen Geheimdienstchefs John Sawers erinnert, der am 28. Oktober davon gesprochen habe, dass zur Bekämpfung des iranischen Atomprogramms über die „konventionelle Diplomatie“ hinaus auch „geheimdienstlich geführte Operationen“ angewandt werden müssten. Das Präsidentenbüro erwähnte in diesem Zusammenhang auch die nur wenige Tage zurückliegende Aufforderung des Europaparlaments an die USA-Regierung, die MKO („Volksmudschaheddin“) von der Terrorliste zu streichen. Die EU hatte die Organisation schon im vorigen Jahr legalisiert. Zahlreiche Europa-Abgeordnete von der extremen Rechten bis zur Partei Die Linke sind regelmäßige Unterstützer der MKO.

Im Januar war ein weiterer iranischer Atomwissenschaftler der Teheraner Universität, Massud Ali-Mohammadi, durch einen Sprengstoffanschlag getötet worden. Unbekannte Täter hatten eine ferngesteuerte Bombe auf einem Moped installiert, das vor seinem Haus abgestellt war. Westlichen Medien hatten damals berichtet, dass Mohammadi eng mit Abbasi zusammengearbeitet habe, der bei dem gestrigen Mordversuch verletzt wurde. Ahmadinedschad hatte damals ebenfalls Israel verantwortlich gemacht.

Schon im Jahr 2007 hatte es Vermutungen über eine gezielte Tötung gegeben, nachdem der Nuklear-Experte Ardeshire Hassanpur unter mysteriösen Umständen an einer Gasvergiftung gestorben war. Der in persischer Sprache sendende US-amerikanische Propagandasender Radio Farda verbreitete damals das Gerücht, der israelische Geheimdienst Mossad stecke hinter Hassanpurs Tod.

Knut Mellenthin

30. November 2010