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Ergänzung zum Artikel "Spion der Israel-Lobby im Pentagon", vom 2.9.2004

Israels Spion im Pentagon verurteilt

Ein US-Gericht hat am Freitag den früheren Pentagon-Mitarbeiter Lawrence A. Franklin (59) wegen Spionage für Israel und die pro-Israel-Lobby AIPAC zu zwölfeinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Der Spruch blieb weit unter der möglichen Höchststrafe, weil Franklin einen Deal mit dem Staatsanwalt geschlossen hat, der ihn zur "Kooperation" gegen seine Mittäter verpflichtet.

Die Anklage geht davon aus, dass der AIPAC-Funktionär Steven J. Rosen den Iran-Spezialisten Franklin im Jahr 1999 als Spion angeworben hat, um geheime Papiere und Informationen aus dem Pentagon zu beschaffen. Teilweise gab Rosen die durch Franklin erlangten "Erkenntnisse" offenbar an politisch nahestehende Journalisten weiter. Rosen vermittelte außerdem eine direkten Kontakt Franklins zu Naor Gilon, dem "politischen Offizier" an der israelischen Botschaft in Washington. Franklins Spionagetätigkeit soll bis ins Jahr 2004 hinein gedauert haben.

Rosen, vom AIPAC inzwischen entlassen, war zuletzt Direktor für Politische Angelegenheiten der pro-Israel-Lobby, für die er schon seit 1982 arbeitete. In der Hierarchie des AIPAC stand er sehr weit oben. Dass er den Agenten Franklin auf eigene Faust angeworben und geführt haben soll, ist äußerst unwahrscheinlich. Der zweite angeklagte AIPAC-Funktionär, Keith Weissman, arbeitete dort als leitender Spezialist für den Nahen Osten.

Rosen und Weissman bestreiten bisher jede Schuld im Sinn der Anklage. Ihrer Ansicht nach hatten sie zu Franklin lediglich völlig normale Kontakte wie zu zahlreichen anderen Regierungsmitarbeitern auch. Vorherrschende Ansicht in der pro-Israel-Lobby ist ohnehin, dass es Spionage für Israel gar nicht geben kann, weil Israel ein einmalig enger Bündnispartner der USA ist und die Interessen beider Staaten völlig identisch seien. Die Mehrheit der Kongressmitglieder hat seit Bekanntwerden der Ermittlungen gegen Franklin und seine Mittäter ihre ungebrochene Solidarität mit dem AIPAC demonstriert. Erkenntnisse über die Rolle der Lobby sind von dem Prozess gegen Rosen und Weissman im April kaum zu erwarten.

Knut Mellenthin

Junge Welt, 23. 1. 2006