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US-Regierung gegen iranisch-afghanische Zusammenarbeit

Der Kommandant der NATO-Streitkräfte in Afghanistan , US-General Dan McNeill, ist von Berichten über die Entdeckung iranischer Waffen für die Taliban abgerückt. Ihm lägen darüber keine Erkenntnisse vor, sagte US-General Dan McNeill am Donnerstag auf entsprechende Fragen von Journalisten und setzte ironisch hinzu: "Offensichtlich haben der Verteidigungsminister der USA und der Stabschef weit mehr Informationen als ich derzeit."

Auch über die Existenz von Ausbildungslagern für afghanische Aufständische auf iranischem Gebiet sei ihm nichts bekannt, antwortete McNeill auf eine weitere Frage. "Darüber gibt es keinen Bericht."

General Peter Pace, der Vorsitzende des US-Generalstabs, hatte am Dienstag auf einer Pressekonferenz behauptet, in Afghanistan seien Mörsergeschütze und Plastiksprengstoff iranischer Herkunft entdeckt worden, die für die Aufständischen bestimmt gewesen seien. Der Vorfall habe sich im März in der Nähe der südafghanischen Stadt Kandahar ereignet. Die gleichnamige Provinz ist ein Schwerpunkt des bewaffneten Widerstands gegen die Militärintervention der NATO. Kennzeichen auf der Verpackung des Sprengstoffs bewiesen, dass er im Iran produziert wurde, sagte Pace. Es sei jedoch nicht bekannt, ob diese Lieferungen von der iranischen Regierung autorisiert seien.

Während US-Dienststellen den Iran immer häufiger beschuldigen, Waffen an alle irakischen Konfliktparteien zu liefern, ist Pace der erste, der einen solchen Vorwurf hinsichtlich Afghanistan erhoben hat. Am Mittwoch griff der Unterstaatssekretär für Süd- und Mittelasien im US-Außenministerium das Thema auf. Iran habe bei der Bildung der afghanischen Regierung nach dem Sturz der Taliban 2001 und auch bei der Bekämpfung des Drogenhandels eine positive Rolle gespielt, räumte Richard Boucher ein. Aber seit einiger Zeit mache die US-Regierung sich wachsende Sorgen: "Wir haben eine Reihe von Anzeichen, dass Iran sich auf eine ungesunde Weise stärker in Afghanistan engagiert", sagte Boucher auf einer Pressekonferenz in Brüssel, wo er Gespräche mit EU-Politikern über eine größere europäische Rolle in Afghanistan geführt hatte. Neben dem angeblichen Waffenfund erwähnte der US-Diplomat auch ganz allgemein "politische Einmischung", wollte diesen Vorwurf aber nicht näher erläutern.

Experten kommentieren, es sei kein Geheimnis, dass Afghanistan mit Waffen iranischer Herkunft "geradezu überschwemmt" sei. Denn während des Bürgerkriegs, vor allem in den Jahren der Taliban-Vorherrschaft (1996-2001), unterstützte Iran offen die mit den Taliban im Krieg liegende gemäßigtere Nordallianz - ebenso wie es damals Russland und die USA taten. Der von den Taliban vertretene sunnitische Fundamentalismus zeichnet sich unter anderem durch seinen Hass gegen die Schiiten als "Ungläubige und Ketzer" aus. In Westafghanistan bekam damals die mehrheitlich schiitische, den Iranern ethnisch nahestehende Bevölkerung diesen Hass in brutaler Verfolgung zu spüren. Vor diesem Hintergrund ist iranische Waffenhilfe für die Nachfolger der Taliban äußerst unwahrscheinlich.

Offenbar geht es maßgeblichen US-Kreisen darum, durch solche Vorwürfe die hervorragenden Beziehungen zwischen den Regierungen in Kabul und Teheran zu torpedieren. Auch das große finanzielle, wirtschaftliche und technische Engagement Irans in Westafghanistan, mit dem es geschichtlich eng verbunden ist, ist den Herren in Washington sicher ein Dorn im Auge.

Knut Mellenthin

Junge Welt, 23. April 2007