Funktionen für die Darstellung

Darstellung:
  • Standard.
  • Aktuelle Einstellung: Druckansicht.

Seitenpfad

US-Kreise wollen Krieg nach Pakistan tragen

Die "Washington Post" hat sich am Donnerstag mit einem redaktionellen Leitartikel den Rufen nach einer Militärintervention in Pakistan angeschlossen. Die Kommentare der US-amerikanischen Tageszeitung finden starke Beachtung, weil sie den oppositionellen Demokraten näher steht als der Bush-Regierung.

Hintergrund des Leitartikels ist der jüngste US-Geheimdienstbericht. Er spricht von einem Wiedererstarken der al-Kaida und macht dafür vor allem den Umstand verantwortlich, dass "Terroristen" in Nordwestpakistan "sicheren Unterschlupf" fänden. Dem Bericht zufolge droht auch die Gefahr von Anschlägen in den Vereinigten Staaten.

Daran anknüpfend schreibt die Redaktion der Washington Post: "Die dringendste Frage ist im Licht des Geheimdienst-Berichts, was mit den al-Kaida-Stützpunkten in Pakistan geschehen soll." Die Bush-Regierung sei diesem Problem viel zu lange ausgewichen, um ihren engsten Verbündeten in der Region, den Präsidenten Pervez Muscharraf, nicht zu schwächen, der ohnehin vor großen innenpolitischen Schwierigkeiten steht. Muscharraf seinerseits betreibe gegenüber den fundamentalistisch geprägten Stämmen des Nordwestens eine "Beschwichtigungspolitik". Aber selbst wenn er bereit wäre, die Armee dort offensiv einzusetzen, wäre der militärische Erfolg fraglich, meint die Post-Redaktion aufgrund früherer negativer Erfahrungen. "Wenn die pakistanischen Streitkräfte nicht in der Lage - oder nicht Willens - sind, die Schutzgebiete von al-Kaida auszuschalten, muss Präsident Bush gezielte Schläge oder Geheimoperationen (covert actions) amerikanischer Kräfte anordnen, wie er es in den vergangenen Jahren mehrmals getan hat. Mit solchen Aktionen riskiert man, Pakistan noch mehr zu destabilisieren. Aber solche Risiken müssen abgewogen werden gegen die Folgen eines neuen Großangriffs auf amerikanischem Boden", fordert die Post-Redaktion.

Die Zeitung rennt mit ihrem Appell offene Türen ein. Einen Tag zuvor, am Mittwoch, hatte der Sprecher des Weißen Hauses, Tony Snow, erklärt: "Wir schließen ganz gewiss keine Optionen aus, und wir halten insbesondere an der Option fest, erreichbare Ziele anzugreifen." Schon am Sonntag hatte der Nationale Sicherheitsberater, Stephen Hadley, die Maßnahmen von Präsident Muscharraf gegen "die Brutstätten der al-Kaida und der Taliban" als unzureichend kritisiert. "Wir drängen ihn, mehr zu tun, und wir stellen ihm für das, was er vorhat, unsere volle Unterstützung zur Verfügung."

Seit das pakistanische Militär in der vorigen Woche die von Koranschülern besetzte Rote Moschee in der Hauptstadt Islamabad stürmte und dabei ein Blutbad anrichtete, haben die Anschläge und Überfälle auf Soldaten und Polizisten in der Nordwest-Region stark zugenommen. Am Sonntag kündigten die Stammesführer von Nord-Wasiristan einen im September 2006 mit der Regierung geschlossenen Waffenstillstand. Muscharraf scheint derzeit bemüht, das Abkommen zu retten. Maßgebliche Kräfte der USA hatten von Anfang an gegen den Waffenstillstand polemisiert.

Knut Mellenthin

Junge Welt, 20. Juli 2007

Zum selben Thema: Hauptverbündeter oder Schurkenstaat?