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Pakistan fordert Ende der US-Angriffe

Die US-Regierung will ihre Drohnen-Angriffe gegen Pakistan auf weitere Zielgebiete ausdehnen, stößt damit aber auf starken Widerstand in Islamabad. Das berichtete die Washington Post am Sonnabend. Dem Blatt zufolge fordern die USA von der pakistanischen Regierung die Zustimmung für Attacken auf das Gebiet von Quetta, der Hauptstadt der Provinz Balutschistan. Nach amerikanischen Behauptungen leitet von dort aus die Taliban-Spitze den bewaffneten Widerstand gegen die NATO-Besatzung in Afghanistan. Die Regierung in Islamabad bestreitet die Existenz eines derartigen Führungsstabes auf pakistanischem Boden. Außerdem lehnt sie Drohnen-Angriffe auf Quetta auch wegen der zu erwartenden hohen Verluste in der Bevölkerung ab. Es handelt sich um ein dicht besiedeltes Stadtgebiet mit rund 900.000 Einwohnern.

Laut Washington Post verlangen die USA auch die Freigabe von mehr Zielen in den sogenannten Stammesgebieten der früheren Nordwest-Grenzprovinz, die seit einigen Monaten den Namen Khyber-Pakhtunkhwa trägt. Bisher richteten sich die amerikanischen Drohnenangriffe fast ausschließlich gegen die Region Nordwasiristan. Die pakistanische Regierung habe auch dieses Ansinnen mehrmals abgelehnt, aber einer stärkeren Präsenz und Tätigkeit der CIA in der Umgebung Quettas zugestimmt, behauptet die Post. Angeblich haben die CIA und der pakistanische Geheimdienst ISI in den vergangenen 18 Monaten in diesem Gebiet über 100 gemeinsame Operationen unternommen. Die formale Führung liege dabei auf pakistanischer Seite, während die USA hauptsächlich nachrichtendienstliche Erkenntnisse beisteuerten.

Der Sprecher des pakistanischen Außenministeriums, Abdul Basit, dementierte diese Angaben und behauptete, es sei „kein wahres Wort daran“. Sein Land arbeite zwar mit Behörden aus aller Welt zusammen, „aber was Operationen angeht, so werden sie ausschließlich von unseren eigenen Sicherheitskräften durchgeführt“.

Zugleich widersprach Basit in ungewöhnlich scharfer Form den Forderungen der US-Regierung nach der Freigabe weiterer Drohnen-Ziele: „Pakistans Haltung dazu ist völlig eindeutig: Wir werden das niemals erlauben. (…) Die Amerikaner sollten lieber ihre Politik der Drohnen-Angriffe überprüfen und aufhören, Militärschläge gegen unsere Stammesgebiete zu führen. (…) Wir haben jetzt schon Probleme mit den amerikanischen Drohnen-Angriffen, die in Washington bekannt sind. Diese Militärschläge verletzen unsere Souveränität, verursachen Kollateralschäden und produzieren eine gegen Drohnen abgehärtete Generation.“

Friedensnobelpreisträger Barack Obama hat seit seinem Amtsantritt im Januar 2009 die Einsätze bewaffneter unbemannter Flugkörper gegen Pakistan enorm gesteigert. Über 90 Prozent der Opfer sind, neben völlig Unbeteiligten, sogenannte Low-Level-Fighter, also einfache Stammesangehörige, und oft auch deren Familienangehörige. Allein seit Anfang September gab es 47 solcher Angriffe, verglichen mit 45 in der ganzen achtjährigen Regierungszeit von George W. Bush. Die Gesamtzahl der Drohnen-Attacken im laufenden Jahr liegt jetzt schon bei 101.

Knut Mellenthin

Junge Welt, 22. November 2010