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Korruption und CIA

Afghanische Geldwäscher und Drogenbosse auf der Gehaltsliste des US-Geheimdienstes?

Ein enger Mitarbeiter des afghanischen Präsidenten Hamid Karsai, der im Mittelpunkt eines Korruptionsskandals steht, bezieht seit Jahren ein zusätzliches Einkommen vom US-Auslandsgeheimdienst CIA. Das meldete die New York Times in einem ausführlichen Report am späten Mittwochabend (Ortszeit). Nach Angaben der Zeitung ist nicht bekannt, welche Gegenleistungen Mohammed Zia Salehi, Verwaltungschef des Nationalen Sicherheitsrats, für sein CIA-Honorar zu erbringen hat. Unter den weiteren prominenten Afghanen, die auf der Gehaltsliste des US-Geheimdienstes stehen, ist angeblich auch ein Bruder des Präsidenten, Ahmed Wali Karsai, der gleichzeitig eine maßgebliche Rolle im Opium- und Heroinhandel spielen soll.

Dem Bericht der New York Times zufolge wurde Salehi Ende Juli verhaftet. Es dauerte nur sieben Stunden, bis er auf Befehl von Präsident Karsai wieder auf freiem Fuß war. Wie weit dabei auch seine Verbindungen zur CIA eine Rolle spielten, ist unbekannt. Der Leiter der für die Verhaftung zuständigen Untersuchungsabteilung wurde zu Karsai zitiert, „um seine Aktion zu erklären“.

Salehi hat sich zum eigenen Vorteil durch alle Phasen des Bürgerkriegs geschlagen. Unter anderem war er persönlicher Übersetzer des usbekischen Warlords Abdul Raschid Dostum, einem führenden „Verbündeten“ der CIA und der US-Streitkräfte bei der schnellen Besetzung Afghanistans im Herbst 2001. Salehi wird jetzt laut New York Times verdächtigt, mit dem Geldwäsche- und Kapitalflucht-Unternehmen New Ansari zusammenzuarbeiten. Diese Firma transferiert im Auftrag von Politikern und Drogenbossen riesige Beträge ins Ausland. Die Summe soll sich im Jahr auf 2,5 Milliarden Dollar, rund ein Viertel des Bruttosozialprodukts, belaufen. Salehi soll „Geschenke“ angenommen haben, um dafür die Ermittlungen gegen New Ansari zu behindern.

Die Kabuler Regierung und die CIA lehnten auf Anfragen der New York Times jeden Kommentar ab. Der demokratische US-Senator John F. Kerry hatte in der vergangenen Woche Kabul besucht und anschließend erklärt, ohne die CIA direkt zu nennen, er sei wegen der Verbindungen Salehis zur US-Regierung besorgt. Diese Beziehungen müssten untersucht werden.

Knut Mellenthin

Junge Welt, 27. August 2010