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CIA kündigt Blackwater
Zusammenarbeit wird trotzdem fortgesetzt. Seltsame Aktionen US-amerikanischer „Konsulatsangestellter“ in Pakistan
Der US-amerikanische Auslandsgeheimdienst CIA hat einen Vertrag mit dem „Sicherheitsunternehmen“ Blackwater gekündigt, der dessen Mitwirkung bei Drohnen-Angriffen auf Ziele in Pakistan zum Inhalt hatte. Das gab CIA-Sprecher George Little am Freitag bekannt. Klein räumte allerdings ein, dass die Firma Blackwater, die sich inzwischen in Xe Services umbenannt hat, im Bereich „Sicherheit“ und „Unterstützung“ nach wie vor an Geheimoperationen der CIA beteiligt ist.
Die New York Times hatte im August berichtet, dass Blackwater-Leute auf Flugplätzen in Afghanistan und Pakistan Drohnen für die Angriffsflüge mit Raketen und Bomben bestücken. Mitarbeiter der Unternehmens seien außerdem mit der Bewachung der Stützpunkte beauftragt. Bei dem pakistanischen Militärflughafen handelte es sich dem Blatt zufolge um Schamsi in der Provinz Balutschistan. Pakistanische und amerikanische Stellen bestritten damals, dass Schamsi von den US-Streitkräften oder der CIA genutzt wird. Indessen gab Verteidigungsminister Ahmad Mukhtar am Wochenende überraschend zu, dass Shamsi den USA immer noch für „Nachschubzwecke“ zur Verfügung steht. Gleichzeitig kritisierte er, dass seine Regierung mit der Bezahlung nicht zufrieden ist.
Anlass für die Stellungnahme von CIA-Sprecher Klein war ein Artikel, den die New York Times am Donnerstag veröffentlicht hatte. Unter Berufung auf mehrere ehemalige Blackwater-Mitarbeiter schrieb das Blatt, dass das Unternehmen in Afghanistan und im Irak auch an Razzien und Mordaktionen der CIA teilgenommen habe. Diese operative Zusammenarbeit habe sich im Laufe der Zeit entwickelt und sei immer mehr ausgeweitet worden. Blackwater-Leute seien außerdem beim Transport von Gefangenen zu geheimen Haftanstalten eingesetzt worden.
Den Verträgen zufolge war das „Sicherheitsunternehmen“ ursprünglich angeheuert worden, um die Stützpunkte der CIA zu bewachen und deren Mitarbeiter zu schützen. Das Personal des Unternehmens besteht zu einem großen Teil aus früheren Angehörigen der US-Spezialtruppen.
Unterdessen wurden am Wochenende in Lahore, der Hauptstadt der pakistanischen Provinz Pundschab, erneut zwei Fahrzeuge mit angeblichen Beschäftigten des örtlichen US-Konsulats von der Polizei angehalten, weil sie mit gefälschten oder nicht ordnungsgemäßen Nummernschildern unterwegs waren. Es war bereits der dritte derartige Vorfall innerhalb einer Woche. Nach Polizeiangaben ließen die US-Amerikaner sich und ihre Fahrzeuge durchsuchen; anschließend sei ihnen die Weiterfahrt gestattet worden. Ganz anders schilderten es Augenzeugen gegenüber pakistanischen Journalisten: Die Insassen hätten eine Untersuchung verweigert, aber seien auf Intervention des US-Konsulats frei gekommen. In einem Fall sei sogar eine „Sicherheitstruppe“ des Konsulats erschienen und habe mit Schusswaffengebrauch gedroht.
Am Freitag waren in Lahore mehrere US-Amerikaner festgenommen worden, die sich ebenfalls als Beschäftigte des Konsulats auswiesen. Sie hatten Kontrollstellen der Polizei an sicherheitsrelevanten Schwerpunkten fotografiert. Der führende Sicherheitsoffizier des Konsulats setzte ihre Freilassung durch.
Knut Mellenthin
Junge Welt, 14. Dezember 2009