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Bruce Jackson war Ghostwriter der Vilnius-Gruppe

An der am 5. Februar veröffentlichten Ergebenheitsadresse der zehn osteuropäischen Staaten der so genannten Vilnius-Gruppe für den Kriegskurs der US-Regierung hat ein prominenter amerikanischer "Neokonservativer" maßgeblich mitgewirkt: Bruce Jackson, Vorsitzender des Komitees für die Befreiung des Irak, über das im ND schon mehrmals berichtet wurde.

Zur Vilnius-Gruppe gehören Albanien, Bulgarien, Kroatien, Estland, Lettland, Litauen, Mazedonien, Rumänien, Slowakien und Slowenien. In ihrer Erklärung hieß es: "Die eindeutige Gefahr, die Saddam Husseins Regime darstellt, verlangt eine einheitliche Antwort der Demokratien. Wir rufen den UNO-Sicherheitsrat auf, die erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen." - Die zehn Staaten seien "bereit, sich an einer internationalen Koalition zur Durchsetzung der Entwaffnung des Irak zu beteiligen".

Wie die International Herald Tribune jetzt meldet, entstand die Idee dieser Stellungnahme während eines Festessens in der Slowakischen Botschaft in Washington, an dem neben zahlreichen osteuropäischen Diplomaten auch Bruce Jackson teilnahm. Der Amerikaner habe sich an der Formulierung des Textes beteiligt, und das Komitee für die Befreiung des Iraks (CLI) habe bei der Verbreitung des Textes geholfen.

Kestutis Jankauskas, ein Diplomat der Litauischen Botschaft in Washington, bestätigte, dass Jackson eine "erhebliche Rolle" beim Zustandekommen der Erklärung gespielt habe. Jackson selbst hingegen bemüht sich, seinen Anteil herunter zu spielen. Der Text sei ein Produkt der Slowaken und vor allem der Letten. In diesem Zusammenhang ist nicht uninteressant, dass sich die lettische Regierung in Washington ganz offiziell durch die Berater- und Lobby-Firma Orion Strategies vertreten lässt. Die gehört Randy Scheunemann, der gleichzeitig Geschäftsführer des CLI ist.

In dem Artikel der International Herald Tribune wird auch darauf hingewiesen, dass Bruce Jackson "mit seinen Verbindungen in Washington" tatkräftige Lobby-Arbeit geleistet habe, um den osteuropäischen Staaten bei der Aufnahme in die NATO behilflich zu sein. Auf diese Weise hat er vorzügliche persönliche Beziehungen zu wichtigen osteuropäischen Politikern aufgebaut. Jackson ist Präsident des "neokonservativ" dominierten NATO-Komitees, dessen Zweck im letzten Jahrzehnt hauptsächlich genau in dieser Art von Lobby-Tätigkeit bestand. Dem Direktorium des NATO-Komitees gehören unter anderem auch Randy Scheunemann und CLI-Schatzmeisterin Julie Finley an.

Bruce Jackson war von 1979 bis 1990 Geheimdienstoffizier in der US-Armee. Außerdem hatte er 1986-90 verschiedene Posten im Verteidigungsministerium. Von 1993 bis 2002 war er Spitzenmanager des Rüstungskonzerns Lockheed Martin, seit 1999 als Vizepräsident.

Knut Mellenthin

Neues Deutschland, 24. Februar 2003