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Apocalypse Now?

Der bildgewaltige Kultfilm "Apocalypse Now" zeigte den Krieg als Odyssee des Grauens in die Abgründe der menschlichen Seele. In der wohl berühmtesten Szene bombardiert und vernichtet eine US-Hubschrauberstaffel zu den Klängen von Richard Wagners "Walkürenritt" ein kambodschanisches Küstendorf, damit die amerikanischen Soldaten in Ruhe surfen können.

Einen Grund zum Töten findet man immer, und sei es nur die "Preisstabilität".

Wer geglaubt hatte, der Beginn des dritten Jahrtausends könne in irgendeiner Weise positive Signale in Richtung "bessere Welt" senden, bekam die bittere Wahrheit ganz gehörig mit der großen Keule um die Ohren geschlagen.

"Keulen" - ein in Kreisen der Tiertötungslaien bisher eher unbekannter Ausdruck, hat beste Chancen, zum Unwort des Jahres zu avancieren.
"Keulen" - das klingt nach tapferem Kampf Mann gegen Mammut. Doch das Einzige, das an dieser Suggestion stimmt, ist die Tatsache, dass sich Europa mit dem sinnlosen Abschlachten hunderttausender hilfloser (und gesunder) Tiere weit hinter das Niveau eines Neanderthalers zurückbegeben hat.

"Stell dir vor, es ist Krieg, und niemand geht hin", dieser naive Dummspruch hat noch nie gestimmt. Eher schon: Stell dir vor, es ist Krieg, und niemand sieht hin.

Krieg herrscht auf der ganzen Welt. Brutale Vernichtung herrscht auch hier: Dezent versteckt in den sterilen OP's der Versuchslabore, hinter den Mauern der Schlachthöfe, in den Waggons der Tiertransporter. Krieg herrscht für die meisten Tiere schon lange vor ihrem Tod, hinter den hermetisch abgeriegelten Türen mit der Aufschrift: "Wertvoller Tierbestand. Zutritt verboten!"  

Doch Wegschauen ist nicht mehr. Die riesigen brennenden Leichenberge in England, die kilometerweit über die Dörfer ziehenden Rauchwolken, die wie eine letzte Anklage in den Himmel ragenden verkohlten Läufe haben der lieblichen Landschaft auf immer ihre Unschuld genommen.

"Land of my fathers" - die walisischen Berge, in denen die vielen Schafe bisher die wenigen Autofahrer zur Schritttempo-Koexistenz zwangen, bieten nun freie Fahrt für tierfreie Bürger.
Das Sterben der letzten Lämmer, denen man buchstäblich nur noch den Dreck zum Fressen lässt, gelangt in Großaufnahme in unsere Wohnzimmer.

Und niemand muss erst über den Kanal reisen, um die Vorhölle live auf allen Kanälen präsentiert zu bekommen.

Die Männer in den weißen Schutzanzügen hätten einem Seuchen-Katastrophenfilm entsprungen sein können. Doch wie hier im Sekundentakt Schafe abgestochen wurden, das war nicht Science-fiction und schon gar nicht weit weg.
Angeblich waren es Veterinäre, also Menschen, die sich der Heilung und dem Wohl von Tieren verschrieben haben, die schließlich knöcheltief im Blut wateten.

Ich weiß nicht, wie viele Kinder, die eigentlich nur das Sandmännchen sehen wollten, die furchtbaren Bilder des über und über mit Blut besudelten Lastwagens, der die "Reste" des Gemetzels endlich abtransportierte, mit in ihre Träume nehmen mussten.
Vielleicht sollen sie so brutal eingestimmt werden auf die Normalität unseres Umgangs mit Mitgeschöpfen.

Vielleicht aber werden sie zu einer Generation heranwachsen, der sich die furchtbaren Bilder unauslöschlich ins Gehirn gebrannt haben. Eine Generation, die endlich sagen wird: Nie wieder Krieg!

Eileen Heerdegen

"Tierschutz!"-Bürger gegen Tierversuche, Nr. 1/01

Anmerkung: Der Artikel bezieht sich auf eine Maul- und Klauenseuchen-Epidemie 2000/2001. In diesem Zusammenhang und Zeitraum wurden damals allein in Großbritannien 6 Millionen sog. Nutztiere getötet.