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Starke Regenfälle behindern den kenianischen Einmarsch nach Südsomalia. In Mogadischu melden die Islamisten einen Sieg über die afrikanische "Friedenstruppe".
Die kenianischen Truppen, die vor einer Woche nach Südsomalia einmarschiert sind, kommen nur langsam voran. Ihr erstes Etappenziel, die etwa 150 Kilometer von der Grenze entfernte Stadt Afmadow, wird immer noch von Einheiten der islamistischen Organisation Al-Schabab kontrolliert, die sich dort offenbar auf die Verteidigung vorbereitet und Verstärkungen herangezogen haben. Afmadow liegt an einem Knotenpunkt mehrerer strategisch wichtiger Straßen. Mit ihrer Eroberung würden die Kenianer das 100 Kilometer südlicher gelegene Kismajo weitgehend vom Rest des Landes abschneiden. Die für Al-Schabab wirtschaftlich und finanziell wichtige Hafenstadt ist das erklärte Ziel der kenianischen Offensive.
Zu größeren Kämpfen ist es bisher noch nicht gekommen, da die Islamisten zunächst aus taktischen Gründen zurückgewichen sind. Die Verzögerung des kenianischen Vormarsches ist in starken Regenfällen begründet, die die Straßen nahezu unbefahrbar machen. Hinzu kommt, dass die Kenianer keine Erfahrung mit solchen militärischen Operationen haben. Es handelt sich um den ersten größeren Auslandseinsatz ihrer Streitkräfte seit der Erlangung der Unabhängigkeit im Jahre 1963.
Über die Zahl der an den Offensive beteiligten Soldaten gibt es immer noch keine offizielle Mitteilung. Pressemeldungen zufolge setzte Kenia zunächst zwei Bataillone mit jeweils etwa 800 Mann ein. Nach Berichten aus der örtlichen Bevölkerung wurden inzwischen weitere Truppen über die Grenze gebracht, so dass die Invasoren sich jetzt mit mindestens 4000 Soldaten in Somalia befinden. Mehrere tausend Menschen sind vor den Angriffen kenianischer Kampfflugzeuge und Hubschrauber aus der Region geflüchtet. Kenias Außenminister Moses Wetangula weigerte sich auf einer Pressekonferenz, über den Zeitrahmen der Militäraktionen zu sprechen und kündigte an, dass die Truppen seines Landes „so lange wie nötig“ in Somalia bleiben würden.
Unterdessen hat sich die nordostafrikanische Staatengemeinschaft IGAD am Freitag auf einer Sondersitzung hinter die kenianische Militärintervention gestellt. Der Gruppe gehören Äthiopien, Dschibuti, Somalia, Sudan, Kenia und Uganda sowie Eritrea an, dessen Mitgliedschaft aber seit 2007 suspendiert ist – unter anderem wegen des Vorwurfs, die somalischen Islamisten zu unterstützen. Im Kommunique der Sitzung wird die schon früher beschlossene Forderung der IGAD an den UN-Sicherheitsrat wiederholt, eine Flugverbotszone über allen von Al-Schabab beherrschten Gebieten und eine internationale Blockade des Hafens Kismajo anzuordnen. Einige IGAD-Staaten, darunter Äthiopien, haben inzwischen mitgeteilt, dass sie über eine Beteiligung an den kenianischen Militäroperationen nachdenken.
Die in Mogadischu stationierte afrikanische „Friedenstruppe“ AMISOM hat am Donnerstag voriger Woche beim Kampf gegen Al-Schabab offenbar schwere Verluste erlitten. Die Islamisten präsentierten der Presse die Leichen von über 70 AMISOM-Soldaten, die in einem nördlichen Vorort der somalischen Hauptstadt in einen Hinterhalt geraten waren. Ein AMISOM-Sprecher räumte lediglich den Verlust von zwölf Soldaten ein. Die etwa 9000 Mann starke Truppe besteht aus Ugandern und Burundern.
Knut Mellenthin
Junge Welt, 24. Oktober 2011