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Somalia: Sieben Tote in Mogadischu

In Mogadischu gab es am Donnerstag die schwersten Zwischenfälle seit der Besetzung der somalischen Hauptstadt durch Truppen des Nachbarlandes Äthiopien. Drei Artilleriegranaten explodierten im Hafen, wo äthiopische Soldaten stationiert sind. Fünf Geschosse trafen ein Flüchtlingslager und töteten vier Menschen; 20 Flüchtlinge wurden verletzt. Die von Äthiopien gestützte somalische "Übergangsregierung" macht die fundamentalistische UIC (Union der Islamischen Gerichte), die Mogadischu bis zum Einmarsch der Äthiopier kontrolliert hatte, für die Zwischenfälle verantwortlich. Augenzeugen berichten jedoch, dass äthiopische Panzer die ersten Granaten, die den Hafen trafen, mit eigenem Feuer erwidert hätten. Möglicherweise trafen sie das Flüchtlingslager.

Ebenfalls am Donnerstag kamen drei Menschen bei einem Kampf zwischen zwei Klans ums Leben. Sie hatten um das Besitzrecht an einem Stück Land gestritten.

Die jüngsten Zwischenfälle verstärken die Befürchtungen, dass Somalia wieder in Anarchie und Bürgerkrieg zurückfallen könnte, die das Land seit 1991 lähmen. Äthiopien hat angedeutet, dass es seine Truppen innerhalb der nächsten Wochen abziehen will. Einige Beobachter interpretieren das so, dass die Regierung in Addis Abeba daran interessiert ist, das Nachbarland, mit dem es seit Jahrzehnten im Konflikt liegt, maximal geschwächt und gespalten zu sehen. Möglich ist aber auch, dass Äthiopien darauf hofft, auf diese Weise eine internationale Absegnung seiner langfristigen Militärpräsenz in Somalia erzwingen zu können.

Sicher scheint jedenfalls, dass es nicht gelingen wird, die jetzige dominierende militärische Rolle Äthiopiens innerhalb weniger Wochen durch afrikanische "Stabilisierungsstreitkräfte" zu ersetzen, für die der UNO-Sicherheitsrat am 6. Dezember grünes Licht gegeben hatte. Erstens wäre diese Truppe selbst dann wahrscheinlich zu schwach, wenn sie das Wunschziel von rund 8.000 Soldaten erreichen würde. Äthiopien hat derzeit mindestens 10.000 Soldaten im Nachbarland stationiert. Zweitens addieren sich die bisherigen Zusagen für die "Stabilisierungstruppe" auf 3.500 Soldaten: 1.500 aus Uganda, je 1.000 aus Burundi und Nigeria. Malawi, dessen Verteidigungsminister offenbar eigenmächtig einen Beitrag angekündigt hatte, hat vorerst einen Rückzieher gemacht. Südafrika, das angeblich zur Entsendung von Truppen nach Somalia bereit war, hat inzwischen mit Hinweis auf seinen Beitrag zu anderen Militärmissionen klargestellt, dass es keine weiteren Truppen zur Verfügung stellen könne.

Zugleich hat die äthiopische Regierung eine neue Propagandafront eröffnet, indem sie das Nachbarland Eritrea beschuldigt, es hätte einen Terroranschlag gegen das Gipfeltreffen der Afrikanischen Union in Addis Abeba zu Anfang dieser Woche geplant. Zwischen beiden Ländern gibt es einen Grenzkonflikt, seit Eritrea 1993 nach jahrzehntelangem Befreiungskrieg seine Unabhängigkeit von Äthiopien erreichte.

Knut Mellenthin

Junge Welt, 3. Februar 2007