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US-Regierung will Afghanistankrieg auf Pakistan ausdehnen

Die US-Regierung ist "bereit, willens und in der Lage", Truppen zu Kampfeinsätzen nach Pakistan zu schicken. Das gab Verteidigungsminister Robert M. Gates am Donnerstag bekannt. Voraussetzung sei, dass die pakistanische Regierung um diese "Hilfe" bittet.

Das ist bekanntermaßen bisher nicht der Fall. Im Gegenteil hat Präsident Pervez Musharraf in den vergangenen Wochen mehrfach bekräftigt, dass die Streitkräfte des Landes mit der Aufstandsbewegung in der an Afghanistan grenzenden Nordwestprovinz allein fertig werden und dass eine direkte US-amerikanische Militärintervention unerwünscht ist. Umfragen zeigen, dass eine große Mehrheit der pakistanischen Bevölkerung den Einfluss der USA schon jetzt für viel zu stark hält und eine weitere Einmischung entschieden ablehnen würde. Vor diesem Hintergrund bedeutet das "Angebot" von Gates in Wirklichkeit, dass die US-Regierung ihren Druck auf Pakistan verstärkt, "freiwillig" den Einsatz amerikanischer Streitkräfte zu akzeptieren.

Laut Gates soll es sich dabei nur um eine "sehr kleine Zahl" von US-Soldaten handeln, die zu gemeinsamen Operationen mit den pakistanischen Streitkräften eingesetzt werden sollen. Den Begriff "sehr klein" wollte der Minister auf Nachfragen von Journalisten nicht definieren. Tatsächlich kommt es aber auf die genaue Anzahl der Soldaten nicht an. Denn jede anfangs noch so geringe direkte militärische Einmischung in die Aufstandsbekämpfung in Nordwestpakistan wird die Lage dort so stark verkomplizieren und verschärfen, dass fast zwangsläufig eine Ausweitung des "Engagements" folgen wird.

Schon seit einigen Monaten bereiten die USA ihre geplante Militärintervention in Pakistan praktisch vor. Im vergangenen Jahr wurde in Afghanistan eine Direktverbindung zwischen den amerikanischen Truppen und dem Hauptquartier der pakistanischen Streitkräfte eingerichtet. Sie soll gemeinsame grenzübergreifende Operationen erleichtern. Inzwischen wurde damit begonnen, acht Koordinationszentren entlang der afghanisch-pakistanischen Grenze zu bauen. Dort sollen künftig Offiziere aus den beiden benachbarten Ländern und aus USA Dienst tun. Aufgabe der Zentren soll der Nachrichtenaustausch und die Koordinierung gemeinsamer Militäraktionen sein. Bereits vereinbart ist darüber hinaus, dass die USA die Ausbildung und Ausrüstung pakistanischer Streitkräfte für die Aufstandsbekämpfung massiv verstärken.

In Washington hofft man, im pakistanischen Militär bald mehr Zustimmung als bisher für eine direkte Intervention zu finden. Der neue Oberbefehlshaber der Streitkräfte, General Aschfak Kijani, gilt als Gefolgsmann der USA, wo er einen Teil seiner Ausbildung absolviert hat. Auch eine Gruppe von 100 ehemaligen Offizieren, die Präsident Musharraf am Mittwoch zum Rücktritt aufgefordert hat, wird anscheinend von der US-Regierung gelenkt.

Unterdessen finden in Nordwestpakistan, vor allem in Südwasiristan, die seit Monaten schwersten Kämpfe zwischen der einheimischen Aufstandsbewegung und der pakistanischen Armee statt. Tausende Soldaten, unterstützt von Panzern und Kampfhubschraubern, sind im offensiven Einsatz, um die wichtigsten Orte des Gebiets "zurück zu erobern". Mehr als kurzzeitige Erfolge wurden bei solchen Aktionen bisher nicht erreicht.

Knut Mellenthin

Junge Welt, 26. Januar 2008