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Leichen verschwunden
Unklarheit über angeblichen Tod mehrerer Deutscher in Pakistan
Nach einem Bombenanschlag auf einen Tanklaster im Nordwesten Pakistans am Dienstag blieb die Lage in dem für den Nachschub der NATO-Truppen in Afghanistan wichtigen Gebiet angespannt. Es war bereits der fünfte Anschlag auf die wichtige Versorgungsroute des westlichen Bündnisses seit der von Pakistan verfügten Schließung des Grenzübergangs Torkham für den NATO-Nachschub am vergangenen Donnerstag.
Gerüchte über den Tod von mehreren deutschen »Dschihadisten« in Pakistan blieben am Dienstag bis Redaktionsschluß unbestätigt. Die britische Nachrichtenagentur Reuters hatte am Montag zunächst gemeldet, daß bei einem Drohnenangriff in Mir Ali (Nordwasiristan) acht Deutsche ums Leben gekommen seien. Angeblich hatten zwei Raketen des unbemannten Flugkörpers eine Moschee getroffen, in der sich die Opfer zum Gebet aufhielten. Spätere Berichte sprachen zwar auch von acht Toten, unter denen aber nur fünf Deutsche seien. Außerdem war nunmehr nicht mehr von einer Moschee, sondern von einem Haus die Rede, das angeblich einem Stammesführer mit Verbindungen zu den Taliban gehört habe.
Am Dienstag (5. Okt.) war die Zahl der getöteten Deutschen auf vier gesunken, so jedenfalls der britische Sender BBC, der aber nach wie vor von insgesamt acht Toten und einer unbekannten Zahl von Verletzten sprach. Alle Leichen seien kurz nach dem Angriff von Stammeskriegern weggetragen und beigesetzt worden.
Ob sich überhaupt Deutsche unter den Opfern des Angriffs befanden, war am Dienstag völlig offen. Alle von den Nachrichtenagenturen verbreiteten Meldungen beruhten auf Behauptungen anonymer pakistanischer Beamter, von denen offenbar niemand eigene Informationen hatte. Das ist gängige Praxis, da die örtlichen Taliban nach Drohnenattacken meist die getroffene Gegend abriegeln.
Zuständig für die Einsätze unbemannter Flugkörper gegen Pakistan ist der US-Auslandsgeheimdienst CIA. Der Angriff am Montag stand offenbar in Zusammenhang mit Spekulationen über geplante Anschläge von Al-Qaida in Europa, die schon seit Tagen die Runde machen. Nach vorherrschenden, aber nicht bestätigten Vermutungen gehen diese Gerüchte hauptsächlich auf angebliche Aussagen des Deutschen Ahmad Sidiqi zurück, der von US-amerikanischen »Verhörspezialisten« schon seit Juli auf dem berüchtigten Stützpunkt Bagram in Afghanistan bearbeitet wird.
Knut Mellenthin
Junge Welt, 6. Oktober 2010