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Russland verschiebt Buschehr-Fertigstellung

Das staatliche russische Unternehmen Atomstroyexport hat den vereinbarten Termin für die Fertigstellung des iranischen Atomkraftwerks Buschehr erneut verschoben. Ein Unternehmenssprecher begründete das am Montag damit, dass Iran mit seinen Raten von jeweils 19 Millionen Euro zwei Monate im Rückstand sei. Die Iraner bestreiten das und geben Zahlungsschwierigkeiten von Atomstroyexport die Schuld. Iran habe sogar schon mehr bezahlt als vereinbart und sei zu weiteren Zugeständnissen bereit, um doch noch eine termingerechte Fertigstellung des AKW zu erreichen.

Nach russischer Darstellung haben aufgrund der ausbleibenden iranischen Zahlungen einige Techniker das Baugelände verlassen und Drittfirmen haben ihre Zulieferungen eingestellt. Daraus ergebe sich zwingend, dass der im September vorigen Jahres vereinbarte Zeitplan auf gar keinen Fall mehr gehalten werden könne. Er sah vor, dass Buschehr im September 2007 fertiggestellt werden und im November in Betrieb genommen werden sollte. Sechs Monate vor der Fertigstellung, also Ende März, sollte Atomstroyexport mit der Lieferung der Brennstäbe beginnen. Unklar ist, wie jetzt der veränderte Zeitplan aussehen soll.

Seit der Bau des AKW im Januar 1995 vereinbart wurde, steht Russland unter starkem amerikanischen und israelischen Druck, sich aus dem Projekt zurückzuziehen. Die zunächst für das Jahr 2000 geplante Fertigstellung wurde immer wieder verschoben. Israelische Politiker haben mehrmals angedroht, dass die Lieferung der Brennstäbe, spätestens aber die Fertigstellung des AKW für sie der "Point of no Return" wäre, also der letztmögliche Termin für die militärische Zerstörung des Reaktors.

Irans Politiker haben auf die russische Ankündigung mit auffallender Ruhe und Zurückhaltung reagiert. Die iranischen Nachrichtenagenturen berichten objektiv über die sich widersprechenden Darstellungen beide Seiten. Regierungssprecher Gholam-Hossein Elham äußerte sich am Dienstag zuversichtlich, dass man sich einigen werde und dass Buschehr doch noch zum geplanten Zeitpunkt eingeweiht werden könne. Nachdem in der vorigen Woche drei Tage lang ergebnislos in Moskau verhandelt wurde, befindet sich nun seit Montag eine russische Delegation in Teheran.

Knut Mellenthin

Junge Welt, 14. März 2007